Von der Malerei zur Fotografie
Betty Schmidt & Bernd Donabauer
Auf meinem Weg
Mein Körper befindet sich auf der Autobahn in Richtung Hannover, auf dem Weg zur meiner lieben Künstlerkollegin und Schwester im Geiste Betty Schmidt. Wir folgen dem grauen Band in der Landschaft, vorbei an der verstörenden und zugleich beruhigenden Eintönigkeit der Industriebauten in den an die Ränder der Städte angepropften Gewerbegebieten.
Es geht nach Greene
es geht ins Ungewisse
es geht zu
Farbe, Leinwand, Kratzer, Schaber, Pinsel
Angekommen
Ich habe das Haus von Betty das letzte Mal beim Richtfest gesehen und so bin ich nun gespannt, was mich am Ende der kleinen Nebenstraße, deren Existenz vom Navigationssystem geleugnet wird, erwartet.
Je mehr ich nun darüber nachdenke, umso klarer wird mir, Betty hat sich ein Künstlerdomizil geschaffen, das nur in der linearen Logik unseres Verstandes in Südniedersachsen steht, in der vielfältigen Wirklichkeit unserer Kreativität jedoch in einem mediterranen Land zu finden ist.
Hier hat alles seinen wohl gefühlten Platz und ist mit den unsichtbaren Fäden der ruhigen Überlegung und des intensiven Gefühls miteinander verwoben. Ein wunderbarer Ort für kreative Experimente.
Betty und ich wollen die nächsten Tage nach Ausdrucksformen suchen, gemeinsam erste Schritte auf einem Weg wagen. Es soll viel Raum und Zeit für Atmen, Denken und Fühlen sein und wie in der Zufallsmusik haben wir uns nur wenige Parameter und einen Arbeitstitel gesetzt:
From Painting to Photography
Von der Malerei zur Fotografie
Das intensive visuelle Studium des Pinselduktus von Malern von Monet bis Polke war schon bisher für mich eine unverzichtbare Quelle der Inspiration und hat mir bei so manchem Museumsbesuch die kritischen Blicke der Saalaufsicht eingehandelt. Nun wollte ich der visuellen die körperliche Erfahrung hinzufügen.
Es geht darum, die völlig anderen Zeitläufe im kreativen Prozess der Malerei zu erfahren und zu verinnerlichen. Das intensive Schauen und die Imagination, was sein könnte. Das Warten im Gedanken, bis die Farbe getrocknet ist, bevor eine neue Schicht aufgetragen werden kann.
Es geht um die Bewegung beim Auftrag der Farbe mit Pinsel, Spachtel und Rakel, bis der Schmerz meiner vernarbten Nerven und über Metall schabenden Muskeln die Arbeit beendet.
Es geht darum, diese körperliche Erfahrung am nächsten Tag auf die Fotografie der bewegten Kamera zu übertragen.
WORUM GEHT ES?
Am nächsten Tag,
mit der Kamera in der Hand,
erregt eine Skulptur
in einem kleinen Park
meine Aufmerksamkeit.
Bestimmt wird die Szene
Von dem Sonnenlicht eines Sommertages
Und den tiefen Schatten im HintergrundMein Verstand setzt die Rahmenbedingungen
Die Erfahrung des Körpers vom Vortag führt die Bewegungen ausIch kratze und schabe mit meinem eigenen Rhythmus
Der verschiedenen Bewegungsmuster
Aus Licht und Schatten
Meine Interpretation
Des KunstwerksAus Schatten
Wird Nass auf NassAus Spitzlichtern
Wird Trocken auf TrockenAus unterschiedlichen Bewegungsmustern
Werden Farbschichten