Solitäre

Ikarus

Einerseits eine Abstraktion von Licht und Farbe, in die ich ganz entspannt eintauchen kann. Andererseits eine Interpretation eines Themas, das sich durch die Kunstgeschichte zieht.

Peter Bruegel hat Ikarus zu einem Detail, zu einer Randfigur in seinem Bild “Landschaft mit dem Sturz des Ikarus” gemacht. Bei Breugel spielt die “Schönheit der Tragödie” des Ikarus ebensowenig eine Rolle wie das Entsetzen des Daidalos. Die Geschichte wird in dem Moment aufgenommen, in dem Ikarus seinen Sturz, sein Leben im Meer beendet. Der Lauf der Welt nimmt von den “Grillen” des jugendlichen Ikarus keine Notiz. Seinen Tod hat er sich als aufgrund seines nutzlosen Handelns selbst zu zuschreiben.

Ganz anderes nun die Darstellung und Perspektive bei Rubens in seinem Bild “Ikaru’s Fall“. Die Körper des Daidalos und des Ikarus finden sich in einer zentralen Perspektive des Betrachters. Die Landschaft ist nur skizziert und tritt zurück und ist gerade noch als mediterranes Sujet erkennbar. Das Bild zeigt den Zeitpunkt der Geschichte, in dem Ikarus an dem davon völlig überraschten Daidalos vorbei stürzt. Der Geschichtsausdruck des Ikarus nimmt seinen Tod im Entsetzen voraus. Dennoch bleiben die beiden Figuren in dem Bild seltsam unverbunden, wie nur zufällig angeordnete Körperstudien.

Henri Matisse hingegen abstrahiert seinen Ikarus auf wenige elementare Flächen. Die Weite des blauen Himmels, die den Ikarus umgebende Sterne, die Umrisse des Körpers und das leuchtende Rot seines Herzens. Ikarus fällt in einem übermütigem Tanz durch den Himmel, ganz gefangen in der Poesie des Augenblicks. Die Perspektive lässt offen, ob sein Blick im lustvollen Rausch nach oben oder in der aufkeimenden Erkenntnis angstvoll nach unten gerichtet ist.

Perspektive…

Nähere ich mich dem Bild über das Thema “Ikarus”, erschließt es sich aus meiner Sicht aus der Perspektive des Betrachters und aus dem Zeitpunkt in der Geschichte des Ikarus.

“Oben” ist in dem Bild keine Sonne oder ein blauer Himmel zu finden. Daraus läßt sich schlussfolgern, dass die Perspektive des Betrachter “oben” ist, dass er von oben auf die Szene herab blickt, von oben eine Landschaft, die Andeutung von Meer, eine Insel sieht.

In unserer Geschichte und ihren Beziehungen gibt es nur eine Person die Ikarus von dieser Perspektive aus sehen kann – Daidalos. Der Betrachter des Bildes nimmt die Position des Daidalos ein und wird so in eine Beziehung zu Ikarus eingebunden. Daidalos wiederum wird zum unsichtbaren Akteur der Szene.

Mit diesem Wissen kennen wir nun auch den Zeitpunkt in der Geschichte des Ikarus und seinem Vater Daidalos.

Ikarus stürzt, taumelt, überschlägt sich, gerade ist der Kopf hier und die Arme dort und schon wirbelt der Körper wieder in eine andere Position. Er fällt in einer Wolke aus geschmolzenem Wachs, Federn und Hitze an Daidalos vorbei und dieser kann dem fallenden Engel, seinem Sohn, in der Gewissheit des nahen Todes nur hilflos hinter her schauen.

Die Geschichte des Ikarus wird meist erzählt als die Geschichte eines Menschen, der ein Opfer seiner eigenen Unachtsamkeit wird. Man stelle es sich vor – ein schwereloser Fall in die unendliche mediterane Schönheit. Die Gleichzeitigkeit des Entsetzens im Augenblick der Erkenntnis und die Glückseligkeit des Momentes. Ein kurzer, letzter und intensiver Moment der Ekstase des Lebens im Angesicht des Todes.

Ikarus ein Opfer?
Eine Frage der Perspektive.

Doch was ist mit Daidalos?

Der Erfinder der Flügel, dessen Genialität ihn so manches mal gerettet hat. Wenn ich einem jungen Menschen ein so mächtiges Ding anvertraue, geblendet von den Möglichkeiten meiner eigenen Erfindungsgabe, was wird passieren? Es stellt sich die Frage der Verantwortung und der Schuld des Daidalos.

Ja, was ist mit Daidalos, der überlebt, weiter leben muss?

Daidalos ein Täter?
Selbst ein Opfer?

Eine Frage der Perspektive.

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Ikarus

Bild

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Ikarus

Credits

Kennung

Ikarus, Rhodos 2009, Ref. # BD-R-01-2009

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